Friday 16 May 2014

Kontroverse und Kompromiss: Der Pfeilerbildzyklus des Mariendoms und die Kultur der Bikonfessionalität im Erfurt des 16. Jahrhunderts

Tagung am 23. und 24 Mai 2014 in Zusammenarbeit von Universität Erfurt (Max-Weber-Kolleg), dem Erfurter Angermuseum und dem Bistum Erfurt
Die Tagung dient der Vorbereitung der Ausstellung "Kontroverse und Kompromiss - Die Pfeilerbilder im Dom zu Erfurt" (Erfurt, 16. Mai bis 23. August 2015).
Der Pfeilerbildzyklus des Erfurter Doms ist das bedeutendste aus der Reformationszeit in Erfurt erhaltene Gemäldeensemble, das – v.a. wegen der dargestellten „katholischen“ Themen (Gregorsmesse, Hostienmühle, Himmelfahrt Mariens etc.) und der kontinuierlich-planvollen Entstehung des Zyklus von 1505 bis ca. 1570 – die besondere religiöse und kulturelle Situation von Stadt, Kirche und Universität im 16. Jahrhundert reflektiert: in den Jahren unmittelbar vor der Reformation, während der religiösen Auseinandersetzungen und seit den Maßnahmen für ein geregeltes Neben- und Miteinander der beiden Konfessionen. In der Tagung wird danach gefragt, wie Altgläubige und „Lutherische“ Erfurts in diesen Jahren in Wort und Bild ihre Glaubenspositionen zu verdeutlichen versuchten und welche Rolle Kunst unter den Bedingungen der entstehenden Bikonfessionalität hatte, also auch und gerade nach der Darstellung „verbindender“ Themen.
Neben den historischen Rahmenbedingungen soll es um die Stifter der Pfeilerbilder, größtenteils Kanoniker des Marienstiftes und teils Lehrer an der Universität Martin Luthers, gehen. Kunstgeschichtlich einzigartig ist die konvexe, den Langhauspfeilern angepasste Form des Zyklus. Sowohl die Funktion dieser Bilder, vermutlich Epitaphien, als auch ihre Ikonographie und ihre identifizierbaren Künstler bzw. Werkstätten sind zu studieren. Da Formen und Stile teils nach Nürnberg, teils nach Sachsen und teils nach Mainz weisen, wird der Zusammenhang der politischen und kulturellen Einflüsse, denen Erfurt ausgesetzt war, diskutiert. Daneben soll es, schon wegen der lateinischen Inschriften, auch um den Anteil humanistischer Elemente gehen. In Zusammenhang damit werden die Erfurter Druckkultur sowie die überregionale Vernetzung der Gelehrten und der mit ihnen verbundenen Künstler angesprochen. Ziel ist es, anhand des hochbedeutenden, in dieser Hinsicht bislang aber kaum studierten Fallbeispiels in Erfurt die Interaktion der Künste mit der politischen und religiösen Geschichte des Zeitraums anschaulich zu machen.

Das aktuelle Programm (vom 17/05/2014)




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